Zölle, Machtkämpfe und das Geduldsspiel: Die Perspektive eines rationalen Anlegers aus globaler Sicht
- Bahram Assadollahzadeh
- 31. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Zölle dominieren die Schlagzeilen, aber was bedeuten sie eigentlich für Unternehmen, warum steigen sie und wie können sich Anleger schützen und Zölle zu ihrem Vorteil nutzen, um sich einen Vorsprung zu verschaffen?
Wie sich Zölle auf die Wirtschaft auswirken
Zölle wirken wie Steuern, erhöhen die Preise importierter Waren für Verbraucher und generieren Staatseinnahmen. Sie können zwar kurzfristig die heimische Industrie schützen, führen jedoch zu einer geringeren Auswahl, höherer Inflation und Zinssätzen sowie einer Verlangsamung der Wirtschaft. Schlimmer noch, Zölle fördern Bequemlichkeit. Wenn heimische Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz geschützt sind, verlieren sie den Drang zur Innovation und laufen Gefahr, mit der Zeit an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.
Vergeltungsmaßnahmen verschlimmern die Situation für alle Beteiligten nur noch – so als würde man mehr Löcher in ein Boot schießen, nur weil die andere Person im Boot damit angefangen hat.
Ein intelligenterer Ansatz: Globaler Kapitalismus
Anstelle von Zöllen sollten die Nationen den globalen Handel fördern, um das Wirtschaftswachstum zu maximieren und den Wohlstand zu schaffen, der notwendig ist, um Arbeitnehmern mit Subventionen und Weiterbildungen dabei zu helfen, sich an die Anforderungen einer sich wandelnden Wirtschaft anzupassen.
Warum steigen die Zölle trotz ihrer Nachteile?
Wenn Zölle langfristig schädlich sind, warum greifen dann immer mehr Länder darauf zurück? Weil sich die globalen Machtverhältnisse verschieben – und wenn das geschieht, ist Spannung unvermeidlich.
Die Vereinigten Staaten bleiben die dominierende wirtschaftliche und geopolitische Macht, sehen sich jedoch zunehmender Konkurrenz durch andere Nationen gegenüber. Historisch betrachtet wächst die Unsicherheit, sobald eine führende Macht beginnt, ihren relativen Vorsprung – auch nur geringfügig – zu verlieren, insbesondere bei jenen, die sich von der Globalisierung abgehängt fühlen. Menschen mit Zugang zu Bildung, Kapital und globalen Netzwerken profitieren weiterhin von aufstrebenden Volkswirtschaften, während jene ohne diese Vorteile oft die Hauptlast des globalen Wettbewerbs tragen. Wenn der Lebensstandard bedroht ist, richtet sich die Frustration nach außen – gegen andere Länder und den Handel.
Politische Entscheidungen spiegeln diese Spannungen wider. Die USA nutzen ihre enormen strategischen Vorteile oft aggressiv – manchmal unfair –, um ihre Position zu halten. Gleichzeitig benötigen andere große Akteure wie China längst keine protektionistischen Maßnahmen mehr, weigern sich aber dennoch, zu fairen Bedingungen zu konkurrieren. Europa wiederum erschwert sich selbst den Weg mit anhaltender Bürokratie, übermäßiger Risikoscheu und Überregulierung, die sein Potenzial hemmen – während es sich zu sehr auf die Führung der USA verlässt.
So fühlen sich alle Seiten ausgenutzt. Die USA sehen sich als Zahlmeister eines globalen Systems, das andere zu ihrem Vorteil nutzen. Andere Länder empfinden die USA als Tyrann. Beide Perspektiven haben ein Stück weit recht. Die USA sollten aufhören, andere für eigene Fehler zahlen zu lassen. Aber auch andere Länder sind inzwischen stark genug, um mehr Verantwortung zu übernehmen und unabhängiger zu werden.
Der Ansatz der Trump-Regierung
Für Präsident Trump sind Zölle weniger ein klassisches wirtschaftliches Instrument, sondern vielmehr ein Mittel zur Machtausübung und strategischen Verhandlung. Kritiker werfen ihm vor, dass seine Politik den US-Verbrauchern schade und langfristig kontraproduktiv sei. Doch Trump betrachtet Zölle als Druckmittel in einem wirtschaftspolitischen Machtspiel, um andere Staaten zu faireren Bedingungen zu bewegen.
Dabei lohnt es sich zu bedenken, dass Zölle in einer Welt, in der KI und Automatisierung die Produktivität steigern, möglicherweise weniger schädlich wirken – da diese Effekte potenziell der Inflation entgegenwirken können.
Idealerweise sollte das Ergebnis nicht in dauerhaften Handelsbarrieren bestehen, sondern in einem neuen, breit akzeptierten Regelwerk für internationale Zusammenarbeit.
Auswirkungen auf Unternehmen und Anleger
Investieren bedeutet nicht, die Daumen zu drücken – sondern die Welt klar zu erkennen und das eigene Kapital entsprechend zu positionieren.Erfolg hängt davon ab, zu verstehen, wie Unternehmen funktionieren, sich anpassen und echten Mehrwert schaffen. Zölle mögen das Wachstum bremsen, doch widerstandsfähige Unternehmen lassen sich davon nicht beirren. Sie passen ihre Lieferketten flexibel an, nutzen ihre Preissetzungsmacht und finden innovative Wege, weiterhin Wert zu liefern.
Trotz aller aktuellen Diskussionen rund um Tesla bleibt das Unternehmen ein gutes Beispiel. Tesla produziert seit Jahren in den USA, China und Europa – nicht zufällig, sondern als Teil einer durchdachten Strategie: Dort zu fertigen, wo die Kunden sind.
Kurzfristig werden die Märkte oft von Emotionen beeinflusst und reagieren über. Genau darin liegt die Chance für langfristig denkende Investoren. Benjamin Graham, der Vater des Value Investing, brachte es auf den Punkt: „Der wahre Investor ist kaum je gezwungen, seine Anteile zu verkaufen, und kann den Marktpreis ignorieren – außer wenn er ihm einen Vorteil bietet.“
Bei RICHTWERT CAPITAL investieren wir in Unternehmen, die von starken Managementteams geführt werden, über dauerhafte Vorteile verfügen, sich in chaotischen Zeiten behaupten können, zukunftsfähig sind und attraktiv bewertet sind. Anstatt Volatilität zu fürchten, begrüßen wir die Möglichkeit, hochwertige Unternehmen zu attraktiven Preisen zu erwerben und zu besitzen, um so die Voraussetzungen für attraktive Renditen auf lange Sicht zu schaffen.
Lassen Sie sich also nicht von Unsicherheit lähmen oder zu kostspieligen Fehlern verleiten. Ignorieren Sie den Lärm, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und investieren Sie in Unternehmen, die dafür gemacht sind, auf Dauer zu bestehen.
Bahram Assadollahzadeh, CFA
April 2025
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